Der Stern zum Wochenende: Castor
11.04.08 (Astronomie, Stern zum Wochenende, Wissenschaft)
Der Stern für dieses Wochenende ist Castor – einer der Hauptsterne im Sternbild Zwilling. Betrachtet man diesen Stern mit freiem Auge am Himmel dann erscheint er erstens sehr hell (und mit einer scheinbaren Helligkeit von 1,5 Magnituden gehört er zu den hellsten am Nordhimmel) und zweitens als Einzelstern. Das ist er aber nicht – in Wirklichkeit ist Castor ein seltenes Sechsfachsternsystem! Und man findet dort wirklich alle Arten von Doppel/Mehrfachsternen, die es so gibt.
Betrachtet man Castor mit einem Teleskop, erkennt man drei einzelne Sterne (siehe Bild rechts unten): Castor A, Castor B und YY Geminorum. Aber auch diese 3 „Sterne“ sind in Wirklichkeit Doppelsterne. Bei ihnen handelt es sich um sogenannte spektroskopische Doppelsterne. Das sind Sterne, die so eng umeinanderkreisen, dass sie auch mit den besten Teleskopen nicht (kaum) aufgelöst werden können. Man kann aber aus der Untersuchung der Spektrallinien feststellen, dass es sich um Doppelsterne handeln muss. Die beiden Sterne, aus denen sich YY Geminorum zusammensetzt sind Rote Zwerge. Das sind sehr kleine Sterne mit einer Masse die zwischen etwa 5 und 55 Prozent der Sonnenmasse liegen kann. Das besondere an diesen beiden roten Zwergen ist, dass sie sg. Bedeckungsveränderliche sind. Das bedeutet, dass von der Erde aus gesehen in regelmäßigen Abständen einer der beiden Sterne den anderen verdeckt. Betrachtet man das Licht dieses Sterns (bzw. eigentlich Sternpaars) dann erkennt man periodische Helligkeitsschwankungen. Je nachdem, welcher der beiden Sterne gerade den anderen verdeckt bzw. je nachdem ob gerade eine Bedeckung stattfindet oder nicht sehen wir von der Erde aus mehr oder weniger Licht. Aus solchen Lichtkurven lassen sich viele Informationen über die Sterne (Masse, Radius, …) ableiten. Darum sind sie für die Stellarastronomie auch sehr wichtig. Die Leute, die den Himmel nach Exoplaneten absuchen haben für Bedeckungsveränderliche allerdings meist wenig übrig. Denn nach extrasolaren Planeten sucht man auch oft mit Hilfe von stellaren Lichtkurven – und probiert Sterne zu finden, deren Licht periodisch von einem ihn umkreisenden Planeten verdunkelt wird. Solche Lichtkurven kann man leicht mit der eines Bedeckungsveränderlichen verwechseln…
Es wäre interessant, falls man auch um einen der Sterne des Castor-Systems mal einen Planeten finden würde. Interessant vor allem mal aus dynamischer Sicht… aber wenn man sich vorstellt, wie es wäre in einem Sechsfachsternsystem zu leben, hat das auch einen gewissen Reiz 😉
11.04.08 um 17:03
Du hast es einfach raus! Das ist genau die „Wissensdosis“, welche für mich richtig ist. Aus lauter Sympathie zu Dir bin ich doch glatt in der Astronomie gelandet. Ehrlich gesagt,wenn Du nicht gewesen wärest, würde ich heute noch einfach weiterklicken ;-))
Man kann mich zu Recht hier manchmal einen Wissenschaftsbanausen schimpfen..nicht wahr..hmm..
Was mich so noch interessieren würde: Welche Kindheit, Erlebnisse etc. haben dazu geführt, dass Du ausgerechnet Astronomie studiert hast? Diesen einen Oster-Stern, welchen Du vorgestellt hast..oder die Frage, wie die Gezeiten entstehen…an solch einem Beispiel kann ich die Faszination etwas nachvollziehen. Aber ich schätze, das Studium des Faches ist wohl manchmal recht trocken, man muss viel rechnen und in Mathematik und Physik wohl recht gut sein.
Ich glaube es wäre auch für andere interessant zu erfahren, wie das Studium der Astronomie aussieht und welche persönlichen Beweggründe für die Studienwahl verantwortlich sind… Hoffentlich habe ich mich jetzt nicht zu sehr geoutet. Man möge mir das verzeihen 😉
11.04.08 um 21:26
Vielen Dank wieder mal für das Lob!
Mit Kindheitserlebnissen, die mich zur Astronomie gebracht haben, kann ich leider nicht dienen. Meine Werdegang war wohl ziemlich untypisch. Viele Astronomen waren tatsächlich schon als Kinder vom Himmel und den Sternen fasziniert – ich nicht 😉 Ich hab die Naturwissenschaften nie gehasst oder sonstige Abneigungen gehabt (in Biologie war ich sogar Klassenbester 😉 ) – aber sonderlich begeistert haben sie mich lange Zeit auch nicht. Meine ersten konkreten Berufsvorstellungen haben sich (keine Ahnung warum!) mit Tourismusmanagement beschäftigt… Zur Astronomie bin ich eigentlich erst mit 16/17 Jahren gekommen. Ich glaub, es waren 2 Bücher, die mich zu diesem Thema gebracht haben: „Die exakten Geheimnisse unserer Welt“ von Isaac Asimov und „Eine kurze Geschichte der Zeit“ von Stephen Hawking. Das eine hat in mir eine Faszination für die physikalische Welt insgesamt geweckt, das andere eine für Kosmologie und das Universum. Und da ich damals noch nicht wusste, dass man eigentlich theoretischer Physiker/Mathematiker sein sollte, wenn man sich mit Kosmologie beschäftigen will, habe ich nach dem Abitur einfach Astronomie studiert 😉 (dabei war ich in der Schule in Physik immer nur eher Mittelmaß und in Mathe regelrecht schlecht 😉 ). Aber auf der Uni hab ich beide Fächer erst richtig verstanden und regelrecht lieben gelernt. Astronomie hat mich dabei in meinen ersten 4 Semestern eher wenig interessiert – war nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte. Aber ein Wechsel zu Mathematik war aus bürokratischen Gründen nicht möglich – also tat ich das nächstbeste und hab mich auch mathematische Astronomie spezialisiert: Himmelsmechanik. Und dann hatte ich wirklich enorm großes Glück und in meiner Himmelsmechanikvorlesung einen genialen Professor, der mich für dieses Fach extrem begeistern konnte! Durch die Himmelsmechanik hab ich wieder zurück zur Astronomie gefunden und der Professor hat mich auch sonst überall unterstützt, wo er konnte. Aber ich war trotzdem immer ein untypischer Astronom – ein rein theoretischer Astronom, ohne viel Ahnung von den anderen Gebieten der Astronomie. Tatsächlich habe ich erst nach Ende meines Diplomstudiums, als ich eigentlich schon „offiziell“ Astronom was das erste Mal in meinem Leben durch ein Teleskop geschaut! Zum „echten“ Astronomen bin ich erst durch meinen Wechsel zur Universität Jena geworden. Das Institut dort ist viel kleiner als das in Wien so das man sich zwangsläufig viel mehr mit den Kollegen und anderen Fachgebieten beschäftigt. Ausserdem durfte ich 3 Semester lang die Übungen zur Einführungsvorlesung halten – musste mich also mit der kompletten Astronomie beschäftigen. Und letzes Jahr habe ich dann auch selbst „professionelle“ astronomische Beobachtungen gemacht – bin also schon lange kein reiner Theoretiker mehr 😉 Und heute fasziniert mich auch die Astronomie in ihrer Gesamtheit.
Aber wie gesagt – das war ein relativ untypischer Werdegang 😉
Ich werde mal ein längeres Post über das Studium an sich usw verfassen (steht auf meiner ToDo-Liste gleich hinter der Entstehung des Mondes 😉 ) – und vielleicht auch mal ein paar meiner Kollegen zu ihrer Erfahrung interviewen 😉
12.04.08 um 07:30
Hmm – das ist ja richtig spannend..und irgendwie auch beruhigend. Und daher rührt dann auch Dein Talent und die Gabe „Astronomie“ auch solchen Banausen wie mir, schmackhaft zu machen. Da muss man jenen Leuten, welche Dich begeistern konnten, wirklich danken. Eine so gewachsene Begeisterung holt den „nichtbegeisterten“, den Nichtversteher der „astronomischen Faszination“ dort ab, wo er steht 😉
Bei dieser Gelegenheit: wenn Du dabei bist, mal über Deinen Weg zu schreiben, würde mich als Interessentin in Bildungsfragen interessieren, wie Du die Faszination an der Mathematik entdeckt hast und was Deine persönlichen Schlüsse daraus sind. D.h. mir stellt sich die Frage, wenn ich das so lese: was hat die Schulmathematik bei Dir falsch gemacht und woran liegt es, dass Du lernen konntest, das Fach zu lieben. Ich habe da immer noch meine Probleme. So mochte ich zwar die theoretischen Gedanken in meinen Statistikkursen. Die ganze Rechnerei allerdings ist immer noch so ein Ding….machen ja heute die Computer ;-)…..
12.04.08 um 17:01
Die Mathematik… ja, da wird in der Schule enorm viel falsch gemacht. Und auch von der Gesellschaft wird die Mathematik nicht so gesehen, wie es eigentlich sein sollte (Ist ja teilweise richtig „schick“, öffentlich zu bekennen, das man Mathe nicht leiden und verstehen kann).
Ok, wieder ein weiterer Punkt auf meiner ToDo-Liste 😉 (aber ein wichtiger; immerhin ist ja 2008 das Jahr der Mathematik)
19.01.09 um 23:27
Pollux ist mein persönlicher Kandidat. Dabei schauen wir in eine längst vergangene Vergangenheit…